Hans Ludwig

Geboren 1929 in Nordböhmen, studierte Ludwig in München Medizin. Nach Assistenzjahren in der Chirurgie, Inneren Medizin und Pathologie, wechselte er zur Gynäkologie; seine Wanderjahre führten ihn im Rahmen dieser Ausbildungsphase auch einige Jahre als Assistent von Theodor Koller nach Basel. Nach seiner Habilitation in München (1966) wurde er 1972 auf den Lehrstuhl der Universität Essen berufen, 1983 folgte der Wechsel als Klinikdirektor und Ordinarius nach Basel.

Noch stärker als sein Vorgänger Käser pflegte er den internationalen Austausch. Ludwig war Mitglied in zahlreichen internationalen Fachverbänden (unter anderem erhielt er die Ehrenmitgliedschaft des renommierten American und des britischen Royal College). Von 1986 bis 1988 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, von 1979 bis 1982 Mitglied des Exekutivkomitees der FIGO, von 1982 bis 1994 Mitglied im FIGO-Direktorium. Hohes internationales Ansehen erlangte Ludwig auch als er 1985 zur Gründung der European Association of Gynecologists and Obstericians (EAGO) nach Basel einlud. Vornehmliches Ziel der EAGO war es, den damals noch bestehenden Graben zwischen West- und Osteuropa zu überwinden und damit eine gesamteuropäische Vereinigung der Vertreter des Faches zu installieren. Bewusst wurden Kollegen, u.a. aus der damaligen Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Polen, Bulgarien und Ungarn als Gründungsmitglieder dieser Organisation eingeladen. Hans Ludwig stand der EAGO von 1988 bis 1991 als Präsident vor. Im Jahre 2002 wurde die EAGO in das European Board and College of Obstetrics and Gynaecology (EBCOG) inkorporiert. Die EBCOG, deren derzeitiger Generalsekretär Wolfgang Holzgreve, Ludwigs Nachfolger auf dem Basler Lehrstuhl, ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine gesamteuropäische Plattform des Faches zu bilden. Unter dem Dach der EBCOG soll nicht nur die wissenschaftliche Zusammenarbeit gefördert werden, besonders wichtig ist auch die Schaffung gemeinsamer Ausbildungsstandards.

Nach seinem Abschied als Klinikleiter war Hans Ludwig weiter als Ordinarius in der Lehre aktiv, er gründete das „Seminar für Gynäkologie". In seiner Funktion als Studiendekan (1989-95) war er massgeblich an der Studienreform beteiligt. Darüber hinaus war er in Basel als frei praktizierender Gynäkologe tätig; tageweise betreut Ludwig seine Stammpatientinnen aber bis auf den heutigen Tag. Ludwig war weiterhin in internationalen Fachvereinigungen tätig. Noch heute ist er Herausgeber der „Archives of Gynecology and Obstetrics". In den letzten Jahren hat sich Hans Ludwig darüber hinaus einen Namen als Autor von kenntnisreich geschriebenen Artikeln auf dem Gebiet der Medizingeschichte (mit dem Schwerpunkt der Frauenheilkunde) erworben.

 

Hans Ludwig
 

Themen


Materialien


Quellen

  • LinkErzählte Erfahrung. Alumni der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, (Red.: Michael J. Mihatsch, René Fröscher), Basel 2005.
  • Statistische Jahrbücher des Kantons Basel-Stadt, mehrere Jahrgänge
  • Universitätsspital Basel. Jahresbericht 2007; Daten und Fakten

Literatur

  • Friedrich Miescher-His, Medizinische Fakultät, Die Medizinische Facultät in Basel und ihr Aufschwung unter F. Plater und C. Bauhin. Zur vierten Säcularfeier der Universität Basel, Basel 1860.
  • Albrecht Burckhardt, Geschichte der Medizinischen Fakultät zu Basel 1460-1900, Basel 1917.
  • Edgar Bonjour, Die Universität Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart 1460-196, Basel 1960.
  • Lehre und Forschung an der Universität Basel, dargestellt von Dozenten der Universität Basel, Basel 1960.
  • Professoren der Universität Basel aus fünf Jahrhunderten. Bildnisse und Würdigungen, hrsg. von Andreas Stähelin, Basel 1960
  • Hans Ludwig. Die Geschichte des Lehrstuhles für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität Basel. Aus: Hans Ludwig, Alfonso Castano Almendral (Hrsg.). Festschrift Prof. Dr. Otto Käser. Symposium zu Ehren von Herrn Prof. Dr. Otto Käser aus Anlass des 75. Geburtstages. Schwabe & Co, Basel, 1988: Seiten 23-37
  • Hans Ludwig. Geburtshilfe und Gynäkologie-Rückblick auf 125 Jahre in Basel. Therapeutische Umschau 2002; 59: 629-40
  • Andreas Bitterlin, Veronica Schaller. 100 Jahre Frauenspital. B wie Basel 1996 (6): 6-17
  • Wolfgang Holzgreve. Struktur einer Universitätsfrauenklinik - Einheit und Vielfalt. Aus: H.P.G. Schneider (Hrsg.). Ein Vierteljahrhundert Frauenheilkunde und Geburtshilfe aus Münsteraner Sicht. Verlag der Universität Münster, Münster, 2004: Seiten 42-46