Geschichte der Zahnmedizin an der Universität Basel seit 1888Die Geschichte der zahnmedizinischen Ausbildung in Basel beginnt mit der Verordnung über die eidgenössischen Prüfungen der Medizinalpersonen vom 19. März 1888, in welcher neben den Ärzten, den Tierärzten und den Apothekern zum ersten Mal die Zahnärzte einbezogen waren. Bis zur Etablierung eines geordneten Studiengangs sollte es allerdings in Basel fast noch 40 Jahre dauern. Erst im Laufe des Wintersemesters 1924/25 konnte der Unterricht am «Zahnärztlichen Institut» am Petersplatz 14 unter adäquaten Bedingungen aufgenommen werden. Die älteste Universität der Schweiz hatte nun nach Genf (1881), Zürich (1895) und Bern (1921) das jüngste Zahnärztliche Institut. Warum dauerte es in Basel im Vergleich so lange bis sich die Regierung zur Schaffung einer zahnmedizinischen Ausbildungsstätte entschloss? Die Behörden verhielten sich dieser Frage gegenüber vollständig passiv. Ihrer Meinung nach schien der Bedarf durch Zahnärzte, die andernorts ausgebildet waren, vor Ort wenigstens vorläufig gedeckt.
Schwierige Anfänge Während seiner Lehrtätigkeit in der Praxis erkannte er, dass die wissenschaftliche und praktische systematische Fachausbildung der Studierenden die Kräfte eines einzelnen Lektors übersteige. Er sah die Lösung des Lehrproblems in der Errichtung eines Zahnärztlichen Institutes mit mehreren Dozenten nach den Vorbildern Genfs und Zürichs. Das lag aber für Basel 1903 noch in weiter Ferne, so dass Preiswerk im Gebäude der allgemeinen Poliklinik im Markgräflerhof an der Hebelstrasse eine Zahnärztliche Poliklinik einrichtete, die den Charakter einer Privaten Volkszahnklinik ohne jede staatliche Unterstützung hatte. Die Eigenfinanzierung betrug also 100 Prozent, ein Wunschgedanke, der im 21. Jahrhundert noch vielerorts vorhanden ist. Die selbstlose Tätigkeit des Lektors Dr. phil. Gustav Preiswerk quittierte der Regierungsrat in seinem Verwaltungsbericht 1910 mit den Worten: «Von den in den Gebäuden der allgemeinen Poliklinik untergebrachten Spezialpolikliniken ist die zahnärztliche des Herrn Dr. G. Preiswerk eingegangen». Mit dem Rücktritt von Gustav Preiswerk hörte der zahnärztliche Fachunterricht in Basel nahezu vollständig auf. Die Studierenden der Zahnheilkunde mussten entweder nach Zürich oder Genf ausweichen, oder sich mit einer praktischen Lehre bei einem diplomierten Zahnarzt begnügen mit dem Nachteil, dass ihre theoretische Ausbildung ungenügend war - ein unhaltbarer Zustand. Offensichtlich erlagen die Politiker zu wenig Zahnerkrankungen. 1911 praktizierten in Basel etwa 40 derartig ausgebildete Zahnärzte. Der Kanton Basel Stadt hatte damals 140'000 Einwohner. Heute haben in Basel Stadt 160 Zahnärzte eine Praxisbewilligung bei 180'000 Einwohnern.
Ein im Jahre 1911 an die Curatel gerichteter Bericht, wie die
Weiterführung der zahnmedizinischen Ausbildung zu sehen sei, nimmt
wieder Bezug auf die Kostenfrage und führt auf, dass die Zahnmediziner
die meisten Veranstaltungen mit den anderen Medizinern besuchen könnten,
nur die Gelegenheit zur technischen und praktischen Ausbildung müsse
zusätzlich geschaffen werden. Die Finanzierung sollte über Patienten-
und Kursgelder und verschiedene Zuschüsse erfolgen.
Die Universität kommt ins Spiel Zum ersten Mal wird die Universität ins Spiel gebracht: Der nach wie vor auf privater Basis entstandene Druck führte zu ersten Einsichten, es wurden aber die Kosten diskutiert. Wegen Mangel an Raum, Behandlungsstühlen und Assistenten mussten ständig Zahnkranke abgewiesen werden. Die Frequenz der privaten Volkszahnklinik war trotzdem so beträchtlich, dass der Staat keine Zuschüsse zu leisten hatte, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Dozenten kostenlos arbeiteten und die Lehrmittel (Modelle, Fotos, Zeichnungen) auf eigene Kosten herstellten oder anschafften. Nachdem sich bei den oberen Behörden diese Einsicht langsam durchgesetzt hatte, erfolgte aber Widerstand seitens der Universität. So beantragt der Dekan der medizinischen Fakultät mit Schreiben vom 4. April 1921 an den Präsidenten der Sanitätskommission eine seiner Ansicht nach wesentlich kostengünstigere Lösung des Problems: In seinem Brief schlägt Prof. Dr. med. Hotz vor «den Technikern eine speziell angepasste Schulung zu geben und damit einen Zahnarzt zweiter Klasse zu schaffen, der auch zahnärztliche Behandlung treiben darf, wodurch die Sache billiger wird und die Leute nicht mehr nach Allschwil und Binningen gehen. [...] Die Ausbildung der Zahnärzte sollte jedoch wissenschaftlich bleiben, mit Maturität und im Zusammenhang stehen mit der medizinischen Fakultät.» Diese Stellungnahme des Dekans führte unter anderem dazu, dass die Behörden 1922 beschlossen, das zahnärztliche Institut nicht der Universität resp. der medizinischen Fakultät anzugliedern, sondern als selbständiges Institut zu schaffen. Wegleitend dafür waren Bedenken finanzieller Natur, aber auch der Gedanke, dass an diesem Institut nicht nur Zahnärzte, sondern auch Zahntechniker ausgebildet werden sollten. Die Verbindung zur Universität sollte durch eine Aufsichtskommission erreicht werden, der unter anderem Vertreter der medizinischen Fakultät und der Zahnärztegesellschaft angehören sollten. Die immer noch aus idealistischen Motiven heraus handelnden Privatzahnärzte, welche sich der Ausbildung des Nachwuchses in Basel verschrieben hatten, lehnten die Ausbildung von Zahntechnikern am Institut ab und wiesen darauf hin, dass es dem Schweizerischen Zahnärztestand - besonders aber den in Basel Studierenden der Zahnmedizin - schaden würde, wenn ihre Ausbildung im In- und Ausland nicht als Hochschulausbildung anerkannt würde.
Gründung des zahnärztlichen Instituts Die von den oberen Behörden eingerichtete Aufsichtskommission stand unter Zeitdruck. Der Betrieb des Institutes sollte auf das Wintersemester 1924/25 eröffnet werden, da die Räume, in denen bis dahin der Unterricht erteilt wurde, nicht mehr zur Verfügung standen. Der medizinischen Fakultät wurden die Beschlüsse betreffend der Organisation des Unterrichts und Berufung der Dozenten am zahnärztlichen Institut Basel mitgeteilt. Diese erklärte mit Schreiben vom 1. Juli 1924 ausdrücklich, dass sie in allen wesentlichen Punkten einverstanden sei und empfahl ausserdem eine inhaltliche breite Ausbildung. So wurde vorgeschlagen fortgeschrittene Studierende speziell in spezieller Pathologie und Therapie der Mundorgane auszubilden. Dieser Wunsch aus dem Jahre 1924 wird auch nach 85 Jahren noch als Anregung empfunden, da die Studierenden im 5. Jahreskurs nach wie vor durch die Professoren G. Jundt und J. Th. Lambrecht in einer gemeinsam gehaltenen klinischen Vorlesung über die spezielle Pathologie und Therapie der Mundorgane unterrichtet werden.
Dieses Schreiben hat weiterhin enorme Bedeutung, weil es zeigt, dass die
medizinische Fakultät, welche sich bisher um die Ausbildung der
Zahnärzte und die Errichtung eines Instituts wenig gekümmert hatte, eine
vermehrte und vertiefte Ausbildung in der Medizin für notwendig
erachtet. Damit stellt die Fakultät den Studiengang Zahnmedizin zwar
noch nicht parallel neben den Studiengang Medizin, aber immerhin wird
seine universitäre Notwendigkeit als Fundament für eine solide
Ausbildung anerkannt. Schliesslich wurde auch die aus dem Jahre 1888
verabschiedete Verordnung über die eidgenössische Prüfungen der
Medizinalpersonen mit reichlicher Verspätung in Basel mit einiger
Konsequenz befolgt, so dass der den damaligen nationalen und
internationalen Standards gerecht werdende Beginn des Studienganges
Zahnmedizin auf das Jahr 1924 datiert werden kann.
Die Rolle des Insituts im Rahmen der Universität
Jahre der Etablierung 1948 wurde mit Rücksicht auf die staatliche Finanzlage die Frage aufgeworfen, ob das zahnärztliche Institut aufzuheben sei. Dieser Frage wurde mit einer Verzögerung von fast 50 Jahren, 1997, erneut nachgegangen. Davon gleich mehr. Die 50er und 60er Jahre wurden von den verantwortlichen Hochschullehrern genutzt, das Fachgebiet Zahnmedizin wissenschaftlich in Basel zu etablieren. Hier ist hervorzuheben, dass die Basler Zahnmedizin Weltruhm erlangte durch die 1958 eingeführte Trinkwasser-fluoridierung der Stadt Basel, welche im Jahr 2001 vom grossen Rat abgeschafft wurde.
Erweiterungen in den 1960er Jahren In den Annalen lässt sich nachlesen, dass die administrativen und finanziellen Zwänge schon in den 70er und 80er Jahren zunahmen. Es ist von zunehmender administrativer Belastung des Institutsdirektors und der Abteilungsleiter die Rede, von der Koordination der Betriebsführung der staatlichen zahnärztlichen Kliniken, von Überlastung der Oberassistenten und Assistenten durch Personalabbau und nachfolgendem gravierendem Personalmangel, parallel dazu drohen dem Institut weitere Zulassungsbeschränkungen und die Abwanderung hervorragender Lehrkräfte an andere Institute. 1973 unternahmen die Dozenten des Institutes einen Vorstoss zur Erlangung des Stimmrechts in der medizinischen Fakultät. Nachdem 1980 das neue Universitätsgesetz vom Souverän nicht angenommen worden war, blieb das Problem der Stellung des Institutes und seiner Dozenten in der medizinischen Fakultät weiterhin ungelöst. Die Integration der Dozenten des zahnärztlichen Instituts in die medizinische Fakultät wurde trotz eines weiteren Vorstosses zu Händen der Regierung erneut abgelehnt. Der lineare Stellenabbau in den staatlichen Institutionen erschwerte den Klinikbetrieb zunehmend. Gekündigte oder altershalber freigewordene Stellen mussten vor der Neubesetzung einer staatlichen Begutachtung unterzogen werden, was die Kontinuität in Lehre, Forschung und Patientenversorgung stark einschränkte. Die Professorenstelle für herausnehmbare Prothetik wird 1982 nicht mehr wiederbesetzt, sondern mit der Professorenstelle für festsitzende Prothetik fusioniert. Die Vorgaben für das Einnahmenbudget wurden willkürlich immer höher geschraubt. Die Aufgaben in Lehre und Forschung schienen von den Aufgaben im Rahmen der Patientenversorgung spürbar beeinträchtigt zu werden. Schliesslich gab der Regierungsrat am 27. Oktober 1985 einer Änderung des Universitätsgesetztes seinen Segen, welche die vollständige Integration des Institutes in die medizinische Fakultät der Universität Basel vollzog, in dem am 1. November die Abteilungsvorsteher zu ordentlichen Professoren ernannt wurden. Die «Kommission für das zahnärztliche Institut» war schon vorher aufgelöst worden. Im Jahre 1989 wurde Prof. Mäglin als erster Zahnmediziner zum Dekan der medizinischen Fakultät gewählt. 1992 stellte das Zahnärztliche Institut in der Person von Prof. Graber erneut den Dekan. Dies waren die Jahrzehnte lang ersehnten Signale der abgeschlossenen Integration der Zahnmedizin in die medizinische Fakultät und der Gleichstellung des Studiengangs Zahnmedizin für die Studierenden. Aber es kam anders.
Stürmische Zeiten. Das Zahnärztliche Institut und die Autonomisierung
der Universität
Im Herbst 1997 sah sich das Zentrum für Zahnmedizin jedoch als Antwort
ohne Vorwarnung mit der zum letzten Mal 1948 aufgeworfenen Existenzfrage
konfrontiert. Im Perspektivenpapier «Die Universität Basel auf dem Weg
ins 21. Jahrhundert-Ausrichtung 1998 bis 2007» ging es den universitären
Leitungsgremien
Unter dem Abschnitt «Zahnmedizin» kam der Universitätsrat dabei zu einem
unerwarteten Entschluss, der alle überraschte: «Die anstehenden nicht
finanzierbaren Investitionen sowie die hohen Betriebskosten stellen die
Fortführung der Ausbildung von Zahnmediziner/Innen in Frage.
Die Schliessungsabsicht des Universitätsrates traf auf breiten
Widerstand, sowohl die medizinische Fakultät als auch die Schweizerische
Zahnärztegesellschaft - SSO - und die Bevölkerung unterstützen die
Studierenden, Mitarbeitenden und Dozenten der Zahnmedizin. Der
politische Druck und die für die Zahnmedizin überaus positive
Berichterstattung in den Medien sowie eine Aktion, welche fast 30'000
Unterschriften der Basler Bevölkerung erbrachte, veranlassten die
Verantwortlichen zum Zurückkrebsen, so dass Universitätsratpräsident Dr.
Soiron schliesslich unter der Auflage von «Substantiellen
Verbesserungen» die Weiterführung der universitären Patientenversorgung,
der Lehre und der Forschung im Fachbereich Zahnmedizin befürworten
musste. Grundlage waren Arbeiten einer «Task Force Zahnmedizin». Die Schliessungsandrohung hatte für die Lehre und Forschung primär sehr ungünstige - zum Teil folgenschwere - Auswirkungen gehabt. Z.B. hatten zahlreiche Studierende ihre Anmeldung zum Zahnmedizinstudium spontan zurückgezogen. Einzelne Forschungsprojekte mussten sistiert oder gänzlich abgebrochen werden, da sich potente Sponsoren angesichts der unsicheren Zukunftsaussichten abgewandt hatten. Ferner wurde das Zentrum Basel als diskreditierter Standort in einem weltumspannenden Fortbildungsprojekt gänzlich gestrichen. Die physische und psychische Belastung des Lehrpersonals und der Klinikmitarbeiter nahm ständig zu. Die konstante Unsicherheit ist zu einem ernstzunehmenden pathogenen Faktor geworden. Die Aufbauarbeiten im Zentrum, welches sich soeben neu formiert hatte, waren blockiert. Die veritable Krisensituation schadete dem Zentrum finanziell und prestigemässig. Die Zentrumsvernetzung als Instrument für eine effiziente finanzielle Führung, die bereits eingeleitet war, musste sistiert werden, erhebliche Drittmittelzusagen wurden gestoppt, (wer investiert schon in ein Geschäft, welches geschlossen werden soll?) und vorgesehene Projekte fallen gelassen. Die Motivation der Assistierenden, eine Hochschullaufbahn einzuschlagen war vernichtet. Der Mittelbau verliess fluchtartig das Zentrum, um die Zeit für den Aufbau der Karriere sinnvoller in der Privatpraxis zu nutzen. Der plötzliche Angriff sass zu tief, seine Folgen zu bewältigen dauerte sehr lange, vielleicht zu lange.
Nur unter der Bedingung, dass das Universitätsbudget bis ins Jahr 2000
um 3,6 Mio. CHF entlastet würde (substantielle Verbesserung!) bewilligte
der Universitätsrat die Weiterführung der Zahnmedizin mit dem dauernden
Nachweis eines optimalen Kosten-Nutzen Verhältnisses. Die Reduktion des
Budgets um 30 Prozent ging nicht spurlos vorüber. Die Aufrechterhaltung
des Lehrbetriebs bei gleichbleibender Qualität musste aus Verantwortung
gegenüber den Patienten und den Studierenden selbstverständlich
gewährleistet bleiben.
Im Jahre 2000 kam es nach Erfüllung der vom Universitätsrat vorgegebenen
Forderungen von universitärer Seite ganz kurz zur Ruhe. Das Departement
Zahnmedizin war in Fragen der Lehre und Forschung in der medizinischen
Fakultät integriert, in Fragen der universitären Administration - und
hier insbesondere der Finanzen - aber der Universität unterstellt. Da 2001 die Fakultäten von der Universität die Verantwortung für ihre eigenen Budgets übertragen bekamen, sah sich das Departement Zahnmedizin zum zweiten Mal plötzlich vor die Situation gestellt, dass - diesmal vom Dekanat der medizinischen Fakultät - die vier Jahre vorher formulierte Idee erneut aufgegriffen wurde und in der Schliessung der Zahnmedizin die Möglichkeit gesehen wurde ca. 7 Mio. CHF intrafakultär anderweitig zu verwenden. Da diese Idee ohne Zustimmung der Fakultät nicht realisiert werden konnte, wurde vom Dekanat zunächst beschlossen «die Zahnmedizin einzufrieren». Dies beinhaltete weitergehend die Forderung, den Anteil der Eigenfinanzierung zu erhöhen bei gleichzeitigen Einsparungen, Nichtbesetzung oder Nichtwiederbesetzung von Stellen, schaffen von Vakanzen bei minimalen Mobiliar-, Apparate- und Investitionsbudgets. 2003 kam die Idee auf, die zahnmedizinischen Einheiten der Universitäten Bern und Basel aus den medizinischen Fakultäten auszugliedern und eine eigene zahnmedizinische Fakultät Bern/Basel zu etablieren, um über sich eventuell ergebende Synergien weitere Einsparungen vornehmen zu können. Dieses Vorhaben wurde schliesslich von Bern abgelehnt, verständlich, nachdem die Berner Universitätszahnkliniken (in den Jahren der Basler Reduktion) mit einem Budget von 38 Mio. CHF ausgestattet, erweitert und aufgestockt worden waren. Die augenblicklich im Raum stehende Anregung, die Basler öffentlichen zahnmedizinischen Institutionen (Universitätskliniken für Zahnmedizin, Schulzahnklinik, Volkszahnklinik) zu fusionieren, wurde in mehreren Kommissionen bearbeitet. Der früher immer wieder geäusserte Gedanke, dass die Aufgaben der Institutionen völlig verschiedene seien (Universität: Lehre und Forschung, öffentliche Zahnkliniken: soziale Patientenversorgung) wird unter dem Kostendruck zur Posteriorität, wenn es heisst: Weiterführung der universitären Zahnmedizin mit weniger Mitteln. Sollte dies realisiert werden, wäre die Einbindung der Zahnmedizin in den öffentlichen Dienst unter teilweiser Ausgliederung aus der autonomen Universität wieder Faktum - hoffentlich zu beidseitigem Vorteil. Rückblickend auf die «Geschichte der Zahnmedizin» an der Universität Basel muss festgestellt werden, dass sich in den letzten 10 Jahren die Geschichte der ersten 100 Jahre komprimiert wiederholte. Die Zahnmedizin wurde immer als eine Art Fremdkörper gesehen, der seine Daseinsberechtigung ständig rechtfertigen und unter Beweis stellen musste. Die geographische Lage zwischen dem Universitätsgebäude (Kollegienhaus) und den Universitätskliniken hat Symbolcharakter:
Für die Universität war die Unterrichtsbasis «Patientenversorgung» ein
Problem, welches ansonsten nicht zu ihren Aufgaben gehörte, für die
medizinische Fakultät empfand sich die Zahnmedizin als eine «Quantité
négligeable». Der Studiengang Zahnmedizin ist wie der Studiengang
Medizin der Patienten¬versorgung gewidmet mit dem Unterschied, dass
Zahnmedizinstudenten in Eigenverantwortung unter Anleitung zwei Jahre
lang ihre eigenen Patienten behandeln müssen, was im Medizinstudium
nicht der Fall ist. Als Unterrichtsstätte war die Zahnmedizin
jahrzehntelang direkt dem Erziehungsdepartement unterstellt. Nach Autonomisierung der Universität wurde die Zahnmedizin zum Spielball, zur Speerspitze und Prellbock aller nur denkbaren universitären Kostenreduktionsvarianten. Im Vordergrund standen hier nicht die Patientenversorgung, nicht die Lehre und nicht die Forschung, sondern die Administration und hier vor allen Dingen der Bereich der Finanzen.
Politisch zieht sich der Staat immer weiter aus der Verantwortung, für
Kosten in den Bereichen Lehre und Forschung aufkommen zu wollen, die
Krankenversicherungs-unternehmen stehlen sich gleichzeitig aus der
Verantwortung, die mit dem Erhalt der Gesundheit verbundenen Kosten
adäquat zu übernehmen. Trotz aller Widrigkeiten ist der Studiengang Zahnmedizin in Basel bis zum heutigen Tag erhalten geblieben und scheint augenblicklich auch nicht in Frage gestellt zu sein. Die Lehre ist anspruchsvoll. Sie läuft national und international auf vergleichbarem Niveau. In einem von der Deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» herausgegebenen Ranking belegt Basel unter 43 deutschsprachigen zahnmedizinischen Ausbildungsinstituten den 5. Rang. |
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