Die Fakultät für Psychologie

Die Fakultät für Psychologie entstand im Frühjahr 2003 durch eine Ausgliederung des Psychologischen Instituts aus der Philosophisch-Historischen Fakultät. Die junge Fakultät hat infolge des grossen Zulaufs von Studierenden zahlenmässig schnell den Anschluss an die anderen Fakultäten gefunden. Ihr heutiges Profil verdankt sie nicht nur dem quantitativen Wachstum, sondern vor allem auch den vielfältigen qualitativen Neuerungen der letzten Jahre.

Zusammen mit der Philosophischen Fakultät, der sie entstammt, verzeichnet die Psychologie heute die grösste Studierendenzunahme der Universität. Was den Anteil an Frauen betrifft, steht sie derzeit weit an der Spitze. Von den 908 Personen, die im Herbstsemester 2008 als Studierende oder Doktorierende gezählt wurden, waren 720 weiblichen Geschlechts. Eine solche Dominanz von 80 Prozent findet sich an keiner anderen Fakultät. Auf der Ebene der ordentlichen Professuren spiegelt sich dieses Verhältnis noch nicht: Unter den Vorstehern der neun psychologischen Abteilungen finden sich neben sechs Männern drei Frauen.

Forschung auf breiter Front
Seit der Gründung eines eigenen Instituts im Jahr 1978 hatte sich die Basler Psychologie fast ausschliesslich auf die Bereiche der «Allgemeinen Psychologie und Entwicklungspsychologie», der «Klinischen Psychologie» und der «Methodologie» beschränkt. Sie werden seit 1996 jeweils von einer vollen Professur abgedeckt und sind heute in den Abteilungen «Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie», «Klinische Psychologie und Psychotherapie» sowie «Allgemeine Psychologie und Methodologie» vertreten.

Neue Bereiche wurden seit 2002, d.h. im Hinblick auf die Fakultätsgründung und in den Jahren danach mit Professuren besetzt. Bis heute kamen so sechs weitere Abteilungen hinzu, denen jeweils eine Professur vorsteht: «Sozial- und Wirtschaftspsychologie», «Kinder- und Jugendpsychologie», «Epidemiologie und Gesundheitspsychologie», «Cognitive and Decision Sciences», «Molecular Psychology» und schliesslich «Economic Psychology», die seit dem 1. September 2008 von einer Assistenzprofessur mit Tenure Track versehen wird.

Akzente in Ökonomie und Naturwissenschaft

Schon an der Widmung der Lehrstühle lassen sich neben den allgemeineren Bereichen zwei dominierende Spezialisierungsrichtungen in Forschung und Lehre erkennen. Zum einen liegt ein Schwerpunkt auf Entscheidungs- und Wirtschaftspsychologie, eigentlich zwei getrennten Feldern, die aber in den betreffenden Abteilungen in engem Zusammenhang stehen. Zum anderen ist mit der Professur für Molekulare Psychologie eine klare Orientierung hin zu naturwissenschaftlichen Ansätzen festzustellen.

Sowohl in der Wirtschafts- als auch in der Molekularpsychologie wird eine fächerübergreifende Forschung betrieben. Entsprechend hat die Abteilung für Molecular Psychology ihren Sitz zugleich an der Psychologischen Fakultät und am Biozentrum der Universität Basel. Die in dieser Weise institutionalisierte Interdisziplinarität zeigt sich auch in der Zusammensetzung des Teams, das Fachleute aus Medizin, Biologie und Psychologie vereinigt. Für das derzeitige Grossprojekt, bei dem die molekularen Grundlagen des menschlichen Gedächtnisses untersucht werden, um Wege zur Behandlung von Gedächtnisstörungen zu finden, werden darüber hinaus auch Genetiker und Informatiker beigezogen.

Der Nutzen der Anwendung
Ein gemeinsames Merkmal gegenwärtiger Forschungsvorhaben besteht im Fokus auf konkrete Anwendung, sei es im wirtschaftlichen oder im klinischen Bereich. In einer Zeit, in der die Einwerbung von Drittmitteln für Bestand und Fortkommen eines Faches immer wichtiger wird, schafft die Betonung eines applikativen Ansatzes gute Voraussetzungen. Und in der Tat stieg der Anteil eingeworbener Drittmittel schon in den ersten vier Jahren der Psychologischen Fakultät (2003-2006) von 100'000 auf 4.6 Millionen Franken.

Auch dem wegen mangelnder Probanden sowie rechtlichen und ethischen Komplikationen abgebrochenen Forschungsprogramm sesam (Swiss Etiological Study of Adjustment and Mental Health) standen eingeworbene Drittmittel zur Verfügung und auch hier lag der Fokus auf anwendungsorientiertem Nutzen. Die Beobachtung von 3000 Kindern von der 20. Schwangerschaftswoche bis zum 20. Lebensjahr hätte die psychologischen, sozialen und biologisch-genetischen Faktoren aufdecken sollen, die zu einer gesunden psychischen Entwicklung beitragen. Um die Durchführung solcher gross angelegten Projekte garantieren zu können, wird in Zukunft nicht nur der davon zu erwartende Nutzen, sondern auch die rechtliche und ethische Machbarkeit bereits im Vorfeld umfassend abzuklären sein.