Von der Vorlesung zum Moot-Court. Entwicklungen in der LehreBis 1960 war das Basler Rechtsstudium gekennzeichnet durch ein liberales unstrukturiertes Studiensystem mit dem Doktorat als einzigem Abschluss; die Fakultät führte als letzte in der Schweiz ein Lizenziatendiplom ein. Die vergangenen Jahrzehnte zeigen eine stufenweise Strukturierung und Modernisierung des fakultären Unterrichts auf. Zunehmend führte die Fakultät auch Prüfungen für Studierende anderer Rechtsfakultäten (Mobilitätsprüfungen) sowie für Basler Studierende mit juristischem Nebenfach (Nebenfachprüfungen) durch (vgl. StuPO 1998 § 30 f.). Die Anzahl Nebenfachstudierender im Fach Recht hat sich seit der Bologna-Reform verdreifacht.
«Bologna» Im neuen Curriculum des 6-semestrigen Bachelor-Studiums sind mit wenigen Abstrichen alle bisherigen Lizentiatsfächer in konzentrierter Form enthalten; die umfassende Ausbildung in den Kernfächern zeichnet den Basler Bachelor im Vergleich mit den Konzepten der Schwesterfakultäten aus. Der bisherige Erstjahreskurs mit selektiver Vorprüfung wird beibehalten (Bachelor-Ordnung vom 7.4.2004).
2005 folgt die Master-Ordnung mit den fünf Master-Typen Generelles
Masterstudium, Transnationales Recht, Verwaltungsrecht, Wirtschaftsrecht
und Freies Masterstudium (Master-Ordnung vom 28.4.2005). Seit 2007
bestehen Bemühungen, einen Master in 'Life Science-Recht' zu
realisieren. - Das Masterdiplom ist Voraussetzung für das Doktorat sowie
die Zulassung zur Advokaturprüfung.
Nachdiplomstudien Für Doktorierende werden in unregelmässiger Folge Doktorandenseminare durchgeführt. 2004 wurde erstmals zusammen mit der Vereinigung «Mensch im Recht» ein Coaching für Doktorierende angeboten. Insbesondere auswärtigen Interessenten mit abgeschlossenem Rechtsstudium wird seit 1992 ein Magisterabschluss in einem Vertiefungsfach angeboten (LL.M. Basel). (Magisterordnung der Juristischen Fakultät vom 23.4.1992). Daneben stehen unseren Absolventen die Nachdiplomangebote des Basler Europainstituts offen (MAS European Integration mit zwei möglichen Major-Abschlüssen) und im Rahmen des Advanced Study Center der Universität wird ein Master-Programm Verwaltungsrecht angeboten; es richtet sich primär an Praktiker mit entsprechender Vorbildung (MAS Administrative Law; Studienleitung Prof. Felix Hafner). Schließlich ermöglicht die Basler Lawjobfair als Fakultätsanlass neuerdings den Absolventen eine Kontaktaufnahme mit spezifischen regionalen Arbeitgebern.
Sich wandelnde Lehrformen - von der Vorlesung zum Moot-Court Neben diesen universitären Lehrformen nimmt die Juristische Fakultät regelmässig an praxis-orientierten externen Aktivitäten teil, beisielsweise seit 1996 an internationalen Moot Courts (fingierten Gerichtsverhandlungen), darunter der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot in Wien (Prof. I. Schwenzer, Ass. Prof. C. Fountoulakis), der Telders International Law Moot Court (Völkerrecht) in Den Haag (Prof. A. Peters) und der Concours René Cassin (Menschenrechte) in Strasbourg (Prof. S. Breitenmoser. In allen Wettbewerben nehmen die Teams immer wieder Spitzenplätze ein. Daneben wird inzwischen auch der nationale Swiss Moot von Basler Teams beschickt (Prof. P. Jung). Seit 2000 werden sog. «Clinics», begleitete Kurzpraktika für Studierende, angeboten, insbesondere. in Advokaturen und Rechtsabteilungen (Prof. I. Schwenzer), in der öffentlichen Verwaltung (Prof. F. Hafner) und in Rechtsberatungen, in welchen unter Mitwirkung Studierender externe Kunden beraten werden (Rechtsberatung Familienrecht; Rechtsberatung für Studierende [SKUBA-Clinic]). Zu erwähnen sind auch Experimente mit «Feldübungen» in Rechtstatsachenforschung (Prof. P. Aebersold). Exkursionen sind bereits in den sechziger Jahren durch die ‹legendären› Romreisen von Prof. J. G. Fuchs (Römisches Recht und Kirchenrecht) Tradition geworden. Heute stehen im Vordergrund die Europarechts-Exkursionen nach Brüssel, Luxemburg und Strasbourg (Prof. S. Breitenmoser); daneben bilden lokale Gerichtsbesuche sowie Besuche in Vollzugsanstalten feste Bestandteile im Unterricht. Im Bereich der Seminarangebote sind neben den traditionellen Blockseminaren insbesondere Veranstaltungen mit anderen Fakultäten zu erwähnen wie etwa die Engelberger Religionsrechts-Seminare (Prof. F. Hafner), die Dreiländerseminare im Strafrecht (Prof. M. Pieth) und die EUCOR-Seminare Basel/Strasbourg/Freiburg i.B. (Proff. S. Breitenmoser, A. Peters). Für Master-Arbeiten bittet neuerdings die Fakultät um Themenvorschläge aus dem Kreis lokaler Wirtschaftsunternehmungen (Prof. Peter Jung / Handelskammer beider Basel). Die Mobilitätsprogramme der Fakultät ermöglichen den semesterweisen Besuch insb. fremdsprachiger auswärtiger Fakultäten während des Grundstudiums durch entsprechende Prüfungsanerkennung (erstes Uebereinkommen bereits 1968 ). Neben den Rechtsfakultäten der Schweiz und der EUCOR-Partner bestehen auch weitere Beziehungen zu ausländischen Fakultäten (z. Zt. insb. zu den Universitäten Bologna, Paris II und XII). E-learning fasst nur zögernd Fuss in der Fakultät; aktuell werden „eScripts" zum Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht angeboten (Prof. L. Handschin). Zu vielen Vorlesungen werden den Studierenden neuerdings Diskussionsforen im Web angebotenen. Fremdsprachige Lehrveranstaltungen werden seit Ende der achtziger Jahre vereinzelt angeboten, darunter Einführungen in angelsächsische und französische Rechtsgebiete, die Zaeslin und Maag Summer School Basel (Law, Economics & Public Policy) oder als aktuelles Angebot des WWZ die «Lecture Series in Law, Economics & Public Policy». Das Sprachenzentrum der Universität bietet neuerdings rechtsspezifische Kurse in Englisch, Französisch und Italienisch an. Angebote des Deutschen Seminars in Sprechkompetenz und mündlicher Kommunikation werden von Jusstudierenden seit Jahren genutzt. Die Evaluation der Lehre steht seit Anfang der neunziger Jahre im Programm der Fakultät, zunächst in Form fakultativer Vorlesungsevaluationen, teils mit Online-Rückmeldungen der Studierenden. 2007 verabschiedete die Fakultät ihr Qualitätssicherungskonzept und beschloss am 3.1.2008 das geltende Evaluationskonzept der Fakultät, welches nun schrittweise umgesetzt wird. |
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