Bereits Tradition: Jubiläen in der Presse
Dass die «Basler Nachrichten» am 26. Juni 1960 eine zehnseitige Sonderbeilage zum Universitätsjubiläum herausgaben, war keine Überraschung. Bereits 1910 hatte die Zeitung anlässlich des 450. Jubiläums eine mehrteilige Serie unter dem Titel «Die Basler Universität und das Basler Gemeinwesen» abgedruckt. Zudem hatte sich die Presse schon in der Planungsphase zur umstrittenen Frage geäussert, ob man die Ost-Universitäten einladen solle. Spätestens damit war die Tradition einer zuweilen auch kritischen medialen Reflexion der Universität begründet worden, wenngleich es zur Rhetorik der Sonderbeilage gehörte, die Jubilarin in gutem Licht erscheinen zu lassen.
In der Einleitung zur Sonderbeilage wurde darauf hingewiesen, dass «nur eine zahlenmässige Minderheit unserer Stadt- beziehungsweise Kantonsbevölkerung [...] persönlichen Anteil am Geschick der Universität» nehme und das Jubiläum nun eine gute Gelegenheit biete, «die akademische Tätigkeit weitesten Kreisen sichtbar zu machen». Damit war nicht allein gemeint, dass die Jubiläumsfeierlichkeiten zum Teil öffentlich waren, sondern auch, dass es im Zeitalter der Massenmedien die Aufgabe der Medien geworden war, den Personenkreis der am Jubiläum Teilhabenden zu erweitern. Die Vermittlung verlief aber relativ einseitig; der Bevölkerung wurde die Universität «näher» gebracht, es war aber nicht üblich – wie das heute geschähe -– die Bevölkerung nach ihrer Meinung zur Universität zu befragen
Lange Radioberichterstattungen
Neu war, dass sich die Presse diese Aufgabe mit dem Radio und Fernsehen teilen musste. Um 1960 war das Radio noch das populärste Massenmedium, bevor im Verlauf der 1960er-Jahre das Fernsehen zum Leitmedium wurde. Es war also vor allem das Radio, welches das Universitätsjubiläum in die Basler Stuben brachte: Die Reden von Rektor Ernst Staehelin, Prorektor Andreas Werthmann und diversen Gastrednern und Basler Persönlichkeiten wurden auf dem einzigen und die ganze deutschsprachige Schweizer abdeckende Radiosender «Beromünster» übertragen. Beliebte Themen dieser Beiträge waren die Geschichte der Universitätsgründung, aber auch Anekdoten und bekannte Zitate aus dem Basler Universitätsleben. Zudem ermöglichten es Tonübertragungen mit Lautsprechern, dass die Basler Bevölkerung sich die Münsterfeier im Münster-Kreuzgang oder in der Martinskirche anhören konnte.
Der ursprüngliche Zweck der drei Sender der 1931 gegründeten Schweizerischen Rundfunkgesellschaft bestand in der Informationsvermittlung. Mit der Sendererweiterung der SRG 1956 rückte zwar auch die musikalische Unterhaltung der Hörerschaft zunehmend in den Mittelpunkt, doch waren auch 1960 lange Reden und Lesungen noch üblich. Die Radioberichterstattung zu den in der Jubiläumswoche verliehenen Ehrenpromotionen mit der Rede von Prorektor Prof. Dr. A. Werthemann dauerte zum Beispiel über 68 Minuten.
Die Neuheit: Stimmungsvolle Bilder vom Jubiläum im Fernsehen
Dass das Jubiläum der Universität Basel bis über die Kantons- und Landesgrenzen auf Interesse und Aufmerksamkeit stiess, verdankte sich nicht zuletzt der Berichterstattung des Schweizer Fernsehens, das seit 1958 als einziger Schweizer Sender regulär in Betrieb war. Während der Jubiläumswoche berichteten die Tagesschau des Schweizer Fernsehens und die Schweizer Wochenschau, die Nachrichtensendung der Schweizer Kinos, über die Festaktivitäten in Basel. So wurde zum Beispiel der Vortrag des Prorektors Andreas Werthemann ausgestrahlt, der ein 100 Jahre zuvor von Professor Wilhelm Wackernagel zum 400-Jahr-Jubiläum verfasstes Gedicht vortrug, welches er auch für das hiesige Jubiäum als passend empfand: «Von Alpensee-Gestaden/Bis hin zum deutschen Meer/Es naht auf tausend Pfaden/Ein ganz Gelehrtenheer/Als ob's in Basel wieder/Gäb ein Concilium/Platz, Platz für seine Glieder/Werft Wall und Mauern um.»
Die Filmaufnahmen hatten gegenüber den Radioberichten den Vorteil, nicht nur gesprochene Texte wiedergeben zu können, sondern mittels der visuellen Bilder auch einen lebhaften Eindruck der Jubiläumsfeierlichkeiten geben zu können. Beispielsweise der studentische Fackelzug oder die Ausstellung der Geschenke erfreuten sich einer solchen medialen Inszenierung.