Zur architektonischen Bedeutung des Kollegienhauses

Mit dem Kollegienhaus fanden Auftraggeber und Architekt eine glückliche Synthese zwischen der Radikalität des Neuen Bauens und den repräsentativen Anforderungen institutioneller Bauten. Hier konnte der Architekt Roland Rohn, der bei Otto R.Salvisberg gearbeitet und dessen Werk weitergeführt hat, auf eine enorme Erfahrung zurückgreifen. Sie ermöglichte ihm einen pragmatischen Ansatz in Entwurf und Ausführung, der ihn als ebenso kompetenten wie eigenwilligen Architekten zeigt.

Das Kollegienhaus säumt als Randbebauung Petersgraben und Petersplatz bis in die Vesalgasse und bildet zusammen mit dem Vesalianum einen grosszügigen Gartenhof. Auch nach aussen ergibt die Verteilung der Baumasse eine ruhige Abwicklung, die sich deutlich auf umliegende Bauten und Freiräume bezieht.

An bester Lage befindet sich der Haupteingang als Vorhalle; diese führt in die Halle mit der repräsentativen Treppe. Auf drei Ebenen erschliesst der strassenseitige Korridor die zum Garten orientierten Räume sowie die beiden großen Hörsäle am südlichen Ende des Baukörpers. Der Trakt entlang dem Petersplatz ist zweigeschossig. Im Parterre mit Mittelgang ausgelegt, begleitet im Obergeschoss der Wandelgang mit Bandfenster den Garten und erschliesst die hohen, zweiseitig belichteten Hörsäle. Der zweite prägnante Eingang kennzeichnet den Zugang zur Aula und verbindet diese Halle durch eine weitere Treppe mit der Hörsaalebene.

Die durchlaufende Traufhöhe wird durch ein ausladendes, durch ein von Konsolen und Rippen aus Beton getragenes Vordach unterstrichen. In das diskrete Fugenbild der flächigen Natursteinfassade sind zahlreiche hochformatige Fenster eingelassen, geordnet zu Gruppen und bestimmt durch die innere Funktion und den Zuschnitt der Räume.

Wichtige Erfahrungen hatte Roland Rohn auch im Kontext der Schweizerischen Landesausstellung gesammelt, die im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges 1939 in Zürich stattfand. Rohn war dort mit der Projektierung des Elektrizitätspavillons beauftragt und so mit dem Spannungsfeld der neuesten nationalen und internationalen Tendenzen der Architektur konfrontiert worden. Entsprechende Anregungen und Erfahrungen scheinen auch im zeitgleich gebauten Kollegienhaus als einem Bauwerk der gemässigten Moderne ihren Niederschlag gefunden zu haben.

 

 

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Quellen

  • Staatsarchiv Basel-Stadt, Bau-Akten, BB 31 a, Kollegiengebäude auf dem Petersplatz 
  • Staatsarchiv Basel-Stadt. PA 182
  • Staatsarchiv Basel-Stadt,  Universitätsarchiv II, 20.1 

Literatur