Der Bau eines neuen Kollegienhauses für die Universität Basel hat eine lange Vorgeschichte. Obwohl schon im 19. Jahrhunderts das alte Kollegienhaus am Rheinsprung massive bauliche, sanitärische und hygienische Mängel aufwies, sollte es bis 1939 dauern, bis die ersten Studierenden im neuen Kollegienhaus Vorlesungen besuchen konnten.
Die Suche nach einem geeigneten Bauplatz
1906 gilt aus Ausgangspunkt der Entwicklung, die zum neuen Kollegiengebäude von 1939 führte. Damals forderte die Kuratel, da Basel jetzt nicht länger «zurückbleiben» dürfe, die Regenz auf, ihre Wünsche zu Raumprogramm und Standort mitzuteilen. Diesem Anfang war eine andere, allerdings nicht weiterverfolgte Initiative vorausgegangen. Zudem folgten noch zwei weitere Vorstösse. 1876 war beim Grossen Rat eine Petition von 600 Bürgern eingereicht worden, welche «bessere Raumverhältnisse» in Verbindung mit einem neuen Standort auf der anderen, kleinbaslerischen Seite des Rheines in der 1863 fertig gestellten Kaserne anregte. Gegen den Kasernenstandort wurde aber die Distanz zum Spital, zum Bernoullianum und zum botanischen Garten ins Feld geführt.Schon 1910 wurde der später auch tatsächlich genutzte Standort am Petersplatz ins Auge gefasst. Und 1913 war der Universitätshistoriker Rudolf Thommen sicher, dass das neue Kollegiengebäude schon bald kommen werde und die jetzt auf verschiedene Orte verteilten Seminarien dann dort einziehen würden.
Um 1927 setzten sich liberal-konservative Kreise vehement dafür ein, dass die Universität im Münsterbezirk bleibe. Das hinter der alten Universität gelegene und seit 1920 in Staatsbesitz befindliche Weisse Haus, ein grosses Palais aus dem 18. Jahrhundert, sollte eventuell ergänzt um einen Neubau («Burgprojekt») oder zusammen mit dem Blauen Haus, das dann 1941 ebenfalls an den Staat fiel, der Universität zur Verfügung gestellt werden. Auch die unbebaute Rheinsprunglücke wurden in die Überlegungen einbezogen. Man sprach davon, dass ein neues Kunstmuseum neben der Pfalz (an Stelle der Lesegesellschaft), das Naturhistorische Museum und eine «monumentale Universität» zusammen eine architektonische wie geistige Dominante hätten ergeben sollen. Ein weiterer Vorschlag der 1930er Jahre wollte die «Rheinuniversität» sogar mit einem Neubau an Stelle des alten, abzureissenden Kollegiengebäudes sichern. Befürworter dieser Variante machten den durch langjähriges Wirken «geweihten Boden» geltend und forderten dazu auf, dem Geist Ehrfurcht entgegenzubringen, «der an dieser edlen Stätte seit urgrauer Zeit gewaltet» habe (Basler Nachrichten vom 21./22. Dezember 1935).
Großzüge Spenden ohne beschleunigende Wirkung
Bereits 1910 durfte die Universität im Rahmen der Feierlichkeiten zum
450jährigen Jubiläum von Rudolf Geigy-Merian, Prof. phil. II, eine
Spende von 250'000 Franken (heute rund 8,4 Mio.) für ein neues
Kollegiengebäude entgegennehmen, da, wie der Spender sagte, die
bisherigen Lokalitäten «schon längst nicht mehr der Bedeutung der
heutigen Universität würdig erscheinen». Im weiteren Verlauf wurden weitere grosszügige Unterstützungsbeiträge in Aussicht gestellt, ohne dass diese wirklich eine beschleunigende Wirkung hatten: 1916 wollte die Gesellschaft für chemische Industrie 50'000 Franken stiften - zahlbar bei Beginn der Bauarbeiten. 1917 spendete das Chemieunternehmen Sandoz 100'000 Franken.