«Andreas Vesalius der namhaffte Leibkundige Arzt hat den hingerichteten Coerper bey der Universitaet künstlich zerschnitten und seine Gebein aufgerichtet, welche noch bey der Hohel Schul zu sehen.»
Dieser Auszug aus der Basler Chronik von Christian
Wurstisen berichtet von einem ganz besonderem «Original» der
Universität: einem der ersten Präparate eines menschlichen Skeletts.
Noch heute steht es in der Sammlung des Anatomischen Museums. Das Sezieren von Leichen und ihre anschliessende Präparation war im ausgehenden 16. Jahrhundert ein Ereignis von öffentlichem Interesse und die Teilnahme daran etwas ganz besonderes.
Oswald Bär, einer der wenigen in Basel anwesenden Professoren der Reformationszeit, nahm 1531 die erste belegte Sektion in Basel vor. Sie war einem ‹Fachpublikum› bestehend aus Ärzten und Scherern zugänglich.
Zwölf Jahre später hatte dann auch ein breiteres Publikum die Gelegenheit einer Sektion beizuwohnen. Andreas Vesal hielt sich 1543 in Basel auf, um die Drucklegung seines anatomischen Lehrbuchs «De Humanis corporis Fabrica, Libri septem» zu begleiten. Darüber hinaus gab man ihm die Möglichkeit, eine öffentliche Sektion abzuhalten, die am 12. Mai 1543 in der Universität stattfand. Das daraus entstandene Skelett schenkte Vesal der Universität als er noch im selben Jahr Basel verliess.
Als Studienobjekt diente die Leiche eines Hingerichteten, dessen Geschichte im Kontext der Sektion einige Berühmtheit erlangte und in mehreren Chroniken überliefert wurde. Über die eigentliche Sektion hingegen ist nur wenig bekannt. Neben Vesal wird nur ein weiterer Teilnehmer namentlich erwähnt: der Chirurg Franz Jeckelmann, der spätere Schwiegervater von Felix Platter.
Schon bald nach Vesals Anatomie fand in Riehen eine weitere Sektion statt, an der erneut Franz Jeckelmann assistierte und auch Thomas Platter anwesend war.
Felix Platter war es schliesslich, der weitere Körper präparierte und dem männlichen Skelett der anatomischen Sammlung drei weitere hinzufügte: Das Skelett einer Frau, eines Kindes und eines Affen.