Nützliche Vorlesungen

Im Februar 1968 war eine ganze Nummer der Studentenzeitschrift "kolibri" (Nr. 149) zum Thema "Sinn und Unsinn der Vorlesungen" gewidmet (Redaktion G. Kreis). Es ging um die Frage, ob heutzutage nicht besser solide Skripten abgegeben, statt in überfüllten Auditorien schlecht verständliche Referate gehalten werden sollten. Im November 1967 waren dazu alle (225) Professoren befragt worden, 35 lieferten schriftliche Antworten, darunter auch die "Grossen" wie Jaspers, Salin, Reichstein, Schefold u.a. Was sie damals meinten, ist noch heute nachzulesen (vgl. kolibri 1957-1995. UB: Un 1491).

Der Clou der Geschichte war jedoch: Redaktionell machte man darauf aufmerksam, dass die Dozenten ein Blatt gefüllt hätten, das eigentlich der Stimme der Studierenden vorbehalten sei. Diese sollten sich in den nächsten Nummern doch gefälligst ebenfalls nun dazu äussern. Der Appell blieb jedoch ungehört. Noch in den "bewegten" Tagen von 1968 sahen sich die studentischen Aktivisten dem gegenüber, was seit Jahren als Lethargie beklagt wurde.

 

Titelblatt des «kolibri» zur Vorlesungsproblematik. Das von Niklaus Stoeklin gemalte Bild des «Theologen» hing mit anderen Berufsbildern im 2. Stock des Kollegiengebäudes, wo auch zuhinterst im Gang das Büro der Studentenschaft war, die Studentenfunktionäre also täglich daran vorbeigingen. Vor 1968 befand sich das besagte Büro im belebten Erdgeschoss, die von der Universitätsverwaltung veranlasste Verlagerung in den 2. Stock wurde - mit entsprechendem Protest - als ‹Verbannung› empfunden.