Gutachten zur Universitätsgründung von Heinrich von Beinheim 1459

 

Gutachten für die neu einzurichtende Universität von Heinrich von Beinheim

Im Herbst 1459 fanden im Basler Rat intensive Diskussionen darüber statt, ob die Stadt wirklich eine Universität gründen solle und wie eine solche auszustatten sei. Es wurden in diesem Kontext Gutachten von Gelehrten eingeholt. Bei dem hier in der Transkription wieder gegebenen, undatierten Entwurf von Heinrich von Beinheim scheint  es sich um ein solches Gutachten zu handeln.

Transkription des Gutachtens von Heinrich von Beinheim,
vermutlich 1459 zur Einrichtung der neu zu gründenden Universität verfasst
Quelle: StaBS EA X 1,1Nr.11

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(oben mit Bleistift ergänzt: Ein Gutachten über die Einrichtung der Universität 1459 von Heinrich Beinheim)

Ein Meynu[n]g zue einer ueffnunge und stifftunge / einer hohen schuele in der Stat Basel
Do ist zem ersten nottürftig ze bedencken wie viel doctores und meiste[r] man dar zue bedarff / und wil mich
beduencken / das man bedarff / vorabe In der heilige[n]geschrifft drier do ir yeglich[er]alle woche drie letze[n] lese


It[em] In geistlichem Rechten ouch drier / einen zue dem decretal / eine[n] zue dem Nüwen rechten / einen zue dem
decrette / do Ir yeglich[er] alle tage lese on die virtage


It[em] und zue keyserlich[em] rechten eine[n]/ der ouch alle tage lese /

It[em] eine[n] doctor In der artzenie/ der ouch alle tage lese /


It[em] sechs Meist[er] In artib[u|z / die ouch alle tage lesent

Und also wuerde die unier[er]sitete loblich[er]n und erlich[er] gestifft / und uff die personen gesetzet / die zale moechte man harnoch meren / ob dz nottuerftig wuerde / und In dem an fangen so Mag man ouch die zale der doctor[e]n und meist[er]N mynnern/ noch gelege[n]heit der guelten / und des soldes den man geben und haben mueβ / wan[n] der anfang ist In allen sach[en] etw[a]z swere / und alle dwile nit viel stud[e]nt[e]n zue zuegent / die die letzen ze schuele hoertent / so behilffe man sich mit einer mynrern zale/ untz der zuefalle der studente[n] sich meret/ so gedechte man die obge=

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Schriebene zale ze meren


Item so gebürte sich das man ein gedencken het  nach einer redelichen husunge für ein colliegium, do die sechs meister byenander ob einem disch als in andren hohen schuolen ist, wontent, in dem husee mechte man lecto=
ria für die artisten, und ertzete, Dar zuo wer der Monich hoff vast guot noch mynne beduencken,

Item die meister alle, und die ganze schuole het zuom ersten gnuog an einem pedelle, und gemeynem diener, So die gemeret wuerde  so mag man mee machen als zuo Heydelberg  geschehen ist/

Item so gebüret sich das die schuole habe einen canceller der wer ein bischoff ze Basel, der möchte dann einen an sine stat setzen, so er selbs nit do by sin möchte doctores oder meister ze machen, als ze heidelberg ist ein Bischoff von, (gestr..: wurs) wuermß canceller

Dar noch ist ze bedencken wie man die doctores und meister Versolde / Do ist  Min Meynunge,  das under den drien Mei Stern der heiligen geschrifft / die brediger einen In Irem closer  Und kosten halten sollent / dem sol Man do zue gen l Ze bessern / sie sollent Im ouch halten / einen diener / ein schrieber / als ist es ze Wien

Die andern zwen solent weltlich sin / dennen sol man Versehen mit pfründen die der babst innen sol verser
 
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ieren / die zwen doctores / sint nottürftig / iijc. gulden yeglicher I1/2c gulden fur sinen staete den die Nement nit von den schuelern

Item des glichen die vier doctores die do Im rechten lesen Sollent beduerffent vi c gulden Ir yeglicher I1/2 c. gulden

Item der doctor in der etzenye bedarff I c. gulden

Item die sechs artisten im collegio bedarff Ir yeglicher L (gestr. ?? Lxxx) gulden wann die schuler werdent innen lon gen

Item der pedelle bestot mit xx gulden

Su[mma] xiiic xl gulden

Item den dechen in den faculteten bedarff man nit gen dann Yegliche facultas wyrt setzen / dz ein yeglicher schuoler Im ersten Ingangen etwz gen wuert / vnd ouch alle  Jor etwz / do mit versorgent die doctores vnd die Meister Ire diener

Wie aber die stat und die schuele sich sollent gegen enander halten / wie die studenten sich unerenander ouch halten was friheit die schule haben sol / Wie man lesen sol/ und von allen andern sachen die schule berueren / Ist ein Notuerfft / andern hohenschulen satzunge ze verhoeren / beducht Mich guet sin / dz man noch den wuerbe / von duetschen und welschen landen / uss denen wuerde man satzunge machen Noch gelegenheit diß lande und beduecht

 
Seite 4:
mich die schuele ze ordenen und ze setzen Noch recht und gewonheit / der schuele ze Paris und ze Bononie

Item umb das der doctoren und Meistern soldt ze ewiger zyt sicher were / vnd ein soliche Summe XIIIc L XL gulden Ierlichern innen gelangen Mochte Ist ein Nottuerft dz unser heiliger vatter der babst / uff disen nachgeschriben stifften etliche pfründen  reformierete / Nemblichen

Item uff der Stiffte ze Basel zwo pfründen
Item zue Sant Peter zwo pfründen
Item zue sant Alben und sant liehnart xl gulden
Item ze colmar zue sant Martin ein pfrunde
Item ze Tann ein pfruende
Item ze Sant Urseren ein pfruende
Item uff der stifft ze Zuerich ein pfruende
Item zue frowen Muenster do selbs ein pfrunde
Item zue Zuerzach ein pfrunde
Item ze zoffingen ein pfruende
Item ze Solottern ein pfruende
Item ze Werde ein pfruende
Das man Pfarkich in corporiere hant die Meister nit gern
Dan sie hant Nit gern curam mar (??)

Item zue einem slechten anfange beduerffe Man nit so viel Meister und doctor sondern dz Man In den Rechten einen Treffentlichen Man und suß einen zue Im und in der heiligen
Geschrifft ouch zwene und in artibus viere hette zue einem anfange wer gnueg / die werent neher denn mit sibenhundert gulden ze bestellen vntz man den solt uerbas Mochte Meren

Heinrich von Beinheim

 

Materialien

Gutachten von Heinrich von Beinheim im Original
StaBS EA X 1,1 Nr. 11
(29,4 MB)