Erweiterungsbau und Erneuerung der Universitätsbibliothek in den 1960er Jahren

Fast 25 Jahre dauerte die Realisierung von Erweiterungsplänen, die bereits vor dem 2. Weltkrieg begonnen hatten, aber erst Anfang der 1960er Jahre umgesetzt werden konnten.

Nachdem die Pläne für eine Bibliothekserweiterung durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen worden waren, beschloss der Grosse Rat 1948 zunächst die Unterkellerung des Büchermagazin und die Umnutzung anderwärtig genutzter Flächen. 1959, weitere zehn Jahre später, wurde ein Kredit von 9 824 000 Franken für den Erweiterungsbau der Universitätsbibliothek bewilligt. Die Umsetzung lag in den Händen des international renommierten Basler Architekten Otto Senn (1902-1993).

Verwirklichung in drei Etappen
1. Bauetappe Oktober 1959 bis April 1961: Ersatz des kleinen Seitenflügels an der Schönbeinstrasse mit einem wesentlich grösseren Neubau des Verwaltungsflügels auf Kosten des Botanischen Gartens.

2. Bauetappe April 1961 bis April 1963: Abbruch der alten Gewächshäuser und Neubau der Lesesäle sowie der Büchermagazine in Verbindung mit dem alten Magazin an der Bernoullistrasse. Der 1912/13 entstandene Flügel an der Bernoullistrasse durfte stehen bleiben und dient heute als Freihandabteilung.

3. Bauetappe April 1963 bis April 1965: Das repräsentative Eingangskuppelgebäude musste dem von Otto Senn sachlich gestalteten Neubau weichen.

Insbesondere der Abriss des markanten Kuppelbaus wurde verschiedentlich bedauert. So schrieb der Historiker Werner Kaegi: «Die Ironie der Geschichte hat es nun gewollt, dass keine hundert Jahre nach dem wohl gelungenen Bau Emanuel La Roches ein Erweiterungs-Neubau der Bibliothek gerade das Kernstück, den gewölbten Mittelbau mit seiner Kuppel unnötigerweise herausgebrochen hat und dadurch dem Ganzen der neue Ton der gedankenlosen Sachlichkeit gegeben wurde.»

Im «Inventar der schützenswerten Bauten (INSA) 1940-1970» heisst es hingegen später: «Die zwischen 1962 und 1968 von Otto Senn errichtete Universitätsbibliothek an der Schönbeinstrasse ist eines der ästhetisch überzeugendsten Werke des Funktionalismus der 1960er Jahre. Die Qualität zeigt sich in der Gliederung des fünfeckigen Baus, in der Fassadengestaltung – Glas und Platten aus römischem Travertin – und in der nüchternen Eleganz der Details. Den Mittelpunkt der Anlage bildet der helle Lesesaal mit seiner besonderen Kuppelform.»

 

Universitätsbibliothek - Terrasse
Universitätsbibliothek: Erweiterungsbau - Terrasse

StaBS BILD_32_152Alter Lesesaal der Universitätsbibliothek

StaBS BSL-1013-1-2844-1 Abrissarbeiten während des Umbaus

Neuer Lesesaal in der Universitätsbibliothek

 

Themen


Materialien


Quellen

  • Staatsarchiv Basel-Stadt: RR  Ratschlag 955, Neubau einer öffentlichen Bibliothek, 13.4.1891 
  • Staatsarchiv Basel-Stadt: PA 340a E 5, Universitätsbibliothek: Neubau (Schönbeinstrasse 20); 1890-1897.
  • Staatsarchiv Basel-Stadt: RR Ratschlag 5572, Erweiterungsbau der Universitätsbibliothek, 11.6.1959. 

Literatur

  • Orte des Wissens. Die Entwicklung der Universität Basel entlang ihrer Bauten. Basel 2010.
  • Max Burckhardt, Vom Wachstum der Basler Universitätsbibliothek aus den ersten Anfängen bis in die Gegenwart, in: Schweizerische Hochschulzeitung 33 (1960), S. 76-99.
  • Anderas Staehelin, Geschichte der Universität Basel, Basel 1957, S. 349-354.
  • Georg Boner, Die Öffentliche Bibliothek der Universität Basel in den Jahren 1914-1939, den Mitgliedern der Vereinigung schweizerischer Bibliothekare überreicht zur Einnerung an die Basler Jahresversammlung, 2.101943, Basel 1943.
  • Friedrich Miescher-Rüsch, Unser Museum und die öffentliche Bibliothek, Basel 1890.