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Die Universität während der WeltkriegeWie bewältigte die Universität die Ausnahmesituationen, die sich durch die Kriege von 1914-1918 und 1939-1945 ergaben? Zu dieser Frage gibt es keine vertieften Untersuchungen. Die von Edgar Bonjour in der Universitätsgeschichte von 1960 im Kapitel «Kriegsmassnahmen» zur Verfügung gestellte Zusammenfassung erlaubt einen Einstieg und das Benennen der wichtigsten Fragen. Im Vordergrund steht die Frage, inwiefern der Studienbetrieb trotz Militäraufgeboten für Studierende wie für Dozierende weitergeführt werden konnte. Zum Teil waren verkürzte Studienzeiten, Erlass von Studiengebühren und Flexibilität in der Examensordnung die Folge. Im Ersten Weltkrieg fiel auch die Mobilisation der deutschen Staatsangehörigen ins Gewicht, acht Professoren und selbst der Rektor Otto Eger folgten so dem Ruf der Fahne.
Der ‹Ruf der Fahne›
Eger betätigte sich später in problematischer Weise in Deutschland, 1919 als Gründer eines studentischen Freikorps, später als Mitglied der NSDAP und als Betreuer von Doktorarbeiten mit nationalsozialistischem Inhalt. Eine Korrespondenz aus dem Jahr 1916 beleuchtet die Schwierigkeiten, die infolge des Krieges für den Lehrbetrieb entstanden waren. Basel bettelte gleichsam darum, dass Eger vorübergehend an die Universität zurückkehre: „Es ist Ihnen gewiss bekannt geworden, dass unsre juristische Fakultät seit Beginn des Krieges sich in einer unerwünschten Lage befindet. Herr Prof. iur. Ruck ist ins Feld gezogen - wir wissen nicht, wo er ist -, Herr Prof. Dr. iur Meister ist gefallen, so dass sie z. Zt. nur noch 2 ordentliche Professoren hat statt fünf, da für Prof. Meister noch kein Ersatz gefunden worden ist. Wir befinden uns tatsächlich in einer misslichen Lage und fragen Sie daher an, ob es Ihnen denn durchaus unmöglich ist, für das Sommersemester Urlaub zu erhalten und zu lesen."
Politische Auswirkungen
Zeichen der Solidarität - Die Oslo-Kundgebung Die Universität blieb nicht ganz unberührt von nationalsozialistischen/frontistischen Untrieben. Der prominenteste Fall dürfte der deutsch-schweizerische Doppelbürger Friedrich Vöchting-Oeri, Extraordinarius für Agrargeschichte, gewesen sein. Die Behörden gingen noch vor der grossen Wende im Herbst 1943 gegen ihn vor. Die Entlassung vom Juni 1944 wurde im April 1945 vom Bundesgericht bestätigt. Auf einen zweiten Fall wurde man erst nach dem Krieg aufmerksam: Der Geograph Fritz Jeger wurde 1947 wegen wiederholter nationalsozialistischer Propaganda in der Vorlesung nach 20 Dienstjahren im Alter von 67 Jahren entlassen. Einschränkungen erfuhr der Universitätsbetrieb infolge der kriegsbedingten Knappheit der Heizmaterialien. In beiden Kriegen kam es zu Hilfsaktionen für bedürftige Studierende des eigenen Landes, aber auch für junge Leute mit anderer Staatsbürgerschaft. In beiden Kriegen wurden wertvolle Stücke des Universitätsguts - speziell genannt werden die Glasscheiben aus dem 16. Jahrhundert - sowie das Archiv in Sicherheit gebracht. Ähnliches gilt für das alte Universitätsszepter: Dekan Bonjour holte es vor den auf acht Uhr angesetzten Doktorexamen, weil der Pedell als Soldat an der Grenze stand, jeweils persönlich aus dem Safe im Keller und legte es im Fakultätszimmer zur den Prüfungsakten. Die Abwesenheiten wegen Militär- und Landdienst rissen empfindliche Lücken ins Studium. Darum wurden in den Jahren 1939-1945 - mit dem Einverständnis der Professoren, wie betont wurde - Vervielfältigungen von Nachschriften wichtiger Vorlesungen organisiert. Es herrschte auch Büchermangel, weil insbesondere ausländische Verlage nicht mehr liefern konnten. Darum wurde eine spezielle Büchersammelstelle eingerichtet, bei der ehemalige Studierende oder ältere Semester ihre Lehrbücher, unter Umständen auch nur leihweise, abgeben konnten. Zur Kriegszeit gehört in einem gewissen Sinn auch die Nachkriegszeit. 1945/46 war die Universität in verschiedenen Aktionen der allgemein von der Schweiz aus geleisteten Nachkriegshilfe engagiert. Die Universität Basel lud Dozierende und Studierende der Universität Utrecht im Rahmen eines Partnerschaftsprogramms in die Schweiz, Angehöre der Universität Strassburg wurden mit Kleidern und Hausrat versorgt, Jungakademiker aus der badischen Nachbarschaft erhielten Studienmöglichkeiten in Basel und rund 125 amerikanischen Soldaten bot man unter Beizug von Gymnasiallehrern zertifizierte Kurse in englischer Sprache an.
Drei uniformierte Funktionsträger Die Laudatio hielt fest, die Ehrung erfolge gegenüber dem Oberbefehlshaber, «der das Schweizervolk in erhellenden Darlegungen über das Wesen der neuzeitlichen Kriegführung belehrt und selbst die Kriegstüchtigkeit der Armee in der angestammten Schweizer Eigenart fest begründet hat, der in dem gegenwärtigen unheilvollen Kriege, der die Welt verwüstet, beim Schutz der Heimat weise Einsicht zeigte und mit seinem unbeugsamen Mute und seiner hervorragenden Urteilskraft zu seinem Teile die Schweiz bis auf den heutigen Tag vor allem Unheil bewahrt hat, der sich hierdurch sowohl das ganze Vaterland verpflichtet hat wie in besonderem Masse die Dankbarkeit der Stadt Basel verdiente, die an der äussersten Grenze des Schweizerlandes mit Hingebung die Werke des Friedens pflegt.» Der General kam zum Dies academicus von 1946 erneut nach Basel. Der Historiker Edgar Bonjour war Rektor. In seiner Bankettrede begrüsste er den prominenten Ehrendoktor speziell. Er machte ihm ein Kompliment für den Bericht, den er zu Handen der Bundesversammlung über die Aktivdienstzeit verfasst hat, und erklärte, dass er, wenn er den Ehrendoktor nicht schon früher bekommen hätte, diese Ehrung jetzt für diesen Bericht verdient hätte. In seinen Memoiren von 1983 fügte Bonjour bei, er habe damals nicht gewusst, was später einer seiner Doktoranden herausgefunden habe, dass Guisan den Bericht gar nicht selbst geschrieben habe und der wahre Autor Bernard Barbey gewesen sei. Noch später zirkulierte das Bonmot, man könne beschören, dass Guisan den Bericht ganz selbst gelesen habe. In Bonjours Memoiren steht nicht, wer Guisan zum Ehrendoktor vorgeschlagen hat (ein Blick in die Akten und in die Tagespresse könnte helfen), da Bonjour aber der Festredner an der St. Jakobs-Feier von 1944 war (vgl. Historiker und Geistige Landesverteidigung), zu deren Anlass Guisan geehrt wurde, darf man annehmen, dass er daran mindestens beteiligt war. |
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